Active Sourcing – die “Wunderwaffe” im Recruiting?
Hand aufs Herz: So richtig gut funktioniert das Recruiting via klassischer Stellenanzeige schon lange nicht mehr, oder? Die Märkte scheinen leergefegt, und selbst Berufsbilder, in denen vor nicht allzu langer Zeit noch gute Bewerbungseingänge zu verzeichnen waren, scheinen zu Mangelqualifikationen geworden zu sein.
Je weniger klassische “Post & Pray”-Strategien funktionieren, umso häufiger macht der Begriff “Active Sourcing” die Runde. Doch was steckt hinter dieser Methode, und ist sie das Erfolgsgeheimnis, mit dem Vakanzen einfach, schnell und kostengünstig besetzt werden können?
Active Sourcing ist mehr als XING und LinkedIn
Unter Active Sourcing versteht man gemeinhin die gezielte Ansprache potenzieller Kandidaten. Statt also auf Bewerbungseingänge zu warten, übernehmen Recruiter gewissermaßen die aktive Rolle des Headhuntings, recherchieren nach geeigneten Profilen und sprechen die Zielpersonen direkt an. Zwei Aspekte sind im Active Sourcing von zentraler Bedeutung: Die gezielte Suche auf der einen Seite, und die individuelle Ansprache auf der anderen.
Die Suche findet dabei in der Regel online statt, meist über die klassischen Business-Netzwerke wie LinkedIn oder XING. Je nach Vakanz kommen dann noch weitere themenrelevante Netzwerke hinzu, wie beispielsweise GitHub und Stack Overflow im IT-Bereich oder Online-Foren in technischen Berufen.
Die Ansprache erfolgt dann ebenfalls meist über Online-Kanäle. Netzwerk-interne Nachrichten oder E-Mails sind hier die Regel.
Kandidaten begeistern und gewinnen
So einfach die beiden Schritte – Suche und Ansprache – klingen, so viele Fallstricke gilt es zu umgehen. Denn wer Active Sourcing zum zielführendes Recruiting-Instrument ausbauen möchte, dem sei ein grundlegendes Sourcing Mindset empfohlen. Und das bedeutet zuallererst: Zielgruppen- und zielpersonenorientiertes Denken:
● “Quick and dirty” in Suche und Ansprache führt nicht zum Erfolg. Seien Sie detailverliebt.
● Die Zielgruppe der passiven Kandidaten ist nicht aktiv auf Jobsuche. Fordern Sie also keine “Bewerbungsunterlagen” ein.
● Copy & Paste-Nachrichten sind kein Active Sourcing, sondern aktives Spammen. Und das macht weder Sinn noch Freude, noch führt es zum Erfolg.
● Erinnern Sie sich an die letzte Werbemail, die Sie entnervt weggeklickt haben? Ersparen Sie Ihren Zielpersonen dieses Erlebnis.
Das alles klingt nicht nur nach viel Arbeit – es ist es auch. Active Sourcing hat immer zum Ziel, die bestmögliche Person für einen konkreten Job zu begeistern und zu gewinnen. Das kostet Zeit, und damit auch Geld. Womit wir bei der Frage angelangt wären: “Lohnt sich Active Sourcing in der Personaldienstleistung?”
Lohnt sich Active Sourcing für die Personaldienstleistung?
Eines ist klar: Durch den hohen Zeitaufwand in gute Recherche und gezielte Ansprache ist Active Sourcing in der klassischen Zeitarbeit (Blue Collar) wirtschaftlich meist nicht sinnvoll abbildbar.
Anders sieht es jedoch in der qualifizierten Personalvermittlung mit Schwerpunkt White-Collar-Bereich und qualifizierte technische Berufe aus. Bei Honoraren von ca. 20-30% des Jahresgehalts kann Active Sourcing eine gute Investition sein, um ein Mandat erfolgreich abzuschließen.
Unabhängig von der wirtschaftlichen Betrachtung lohnt es sich in jedem Fall, sich mit dem Sourcing-Prozess auseinanderzusetzen. Denn bereits bei der Auftragsannahme entscheidet sich, ob das Projekt erfolgreich sein kann, oder eben nicht.
Aller Anfang ist wichtig: Die Auftragsannahme
Allzu oft erleben wir, dass beauftragende Unternehmen zu der besetzenden Stelle nicht mehr Informationen herausgeben (wollen), als eine reine Stellenbeschreibung oder Stellenanzeige. Für zielorientierte Sourcer ist das bei weitem nicht ausreichend – und an sich sollte ein deutliches Mehr an Informationen bei jedem Auftrag abgefragt werden (auch dann, wenn es sich um einen Auftrag in der ANÜ handelt).
Die Auftragsannahme ist aus mehreren Gründen ein wichtiger Erfolgsbaustein. Denn mit einer bloßen Auflistung von Aufgaben und Anforderungen werden Sie keine Jobinteressierten begeistern können. Detaillierte Kenntnisse zu folgenden Punkten gehören zum Rüstzeug für jedes Mandat, das ein guter Sourcer übernimmt:
● vollständige Rahmenbedingungen (wie bspw. Gehaltsband, Benefits, Add-ons)
● genaue Beschreibung der Tätigkeiten und Verantwortlichkeiten
● Onboarding- und Einarbeitungsplan
● Entwicklungsplanung
● die Zusammensetzung des Teams
● Führungskultur und Teamkultur
● Vertragsart und ggf. Probezeit
● Hintergründe zur Stellenbesetzung
Der Vorteil: Als Sourcer haben Sie Klarheit über Ihren Auftrag, können ein erstklassiges Suchprofil erstellen und Zielpersonen individuell ansprechen. So bleiben im Gespräch keine Fragen offen – und führen dann zum Dialog über die nächsten Schritte bis hin zu Einstellung.
Mehr Tipps und Tricks zu Recruiting und Active Sourcing
Neugierig geworden? Dann lohnt es sich, einen genaueren Blick aufs Active Sourcing zu werfen. In den iGZ-Seminaren zu Active Sourcing und Recruiting erhalten Sie viele weitere Tipps und Tricks, um – auch in schwierigen Zeiten – gut und effizient zu rekrutieren:
Online-Seminar: Active Sourcing Basics – Kandidaten aktiv ansprechen und Gewinnen
Session 1: 14.03.2022, 10:00 - 11:30 Uhr
Session 2: 15.03.2022, 10.00 - 11:30 Uhr
Session 3: 16.03.2022, 10:00 - 11:30 Uhr
Über den Autor
Andreas Schöning ist Geschäftsführender Gesellschafter der markenfrische Kommunikation GmbH und socialtelligence GmbH in Stuttgart. Er ist Berater und Konzeptioner und Querdenker in den Bereichen Recruiting, Employer Branding und Personalmarketing in HR und Personaldienstleistung. Darüber hinaus ist er als Trainer und Vortragsredner bekannt, der Klartext spricht und durch unkonventionelle Ideen Impulse setzt, wie Unternehmen sich besser am Markt positionieren und mehr Sichtbarkeit gewinnen können. Andreas Schöning ist seit 1993 in der Kommunikationsbranche zuhause und seit 2004 für die HR- und Personaldienstleistungsbranche tätig.