"Absoluter Missgriff der Politik"

Über 80 Prozent der Zeitarbeitnehmer sind fest angestellt und haben einen unbefristeten Arbeitsvertrag. „Damit“, so das iGZ-Bundesvorstandsmitglied Bettina Schiller, „ist dieser Anteil in der Personaldienstleistungsbranche höher als in allen anderen Branchen.“

In einem Interview mit dem Weser-Ems-Magazin appelliert Schiller, die auch iGZ-Landesbeauftragte für Bremen ist, für mehr Fakten und weniger Emotionalität, wenn es ums Thema Zeitarbeit geht.

Geschäftsmodell Flexibilität

Die Branche lebe von zufriedenen, sehr gut beschäftigten Mitarbeitern – Begriffe wie „Zweiter Arbeitsmarkt“ und „prekäre Arbeit“ haben nichts mit der Realität zu tun. Das Geschäftsmodell der Zeitarbeit heiße nicht geringerer Verdienst, sondern flexibler Einsatz – in zahlreichen Branchen seien die Löhne durch die Zuschlagstarife längst den Gehältern der Stammbelegschaften angeglichen. Hinzu kommen verschiedene Sonderzahlungen, ein Großteil der iGZ-Mitgliedsunternehmen zahle zudem übertariflich.

Wertschöpfung erhöht

Zeitarbeit sei für die Wirtschaft, die täglich auf die neuen Anforderungen eines sich weltweit ständig ändernden Marktes reagieren müsse, das ideale Flexibilisierungsinstrument. „Zeitarbeit hat nachweislich die Wertschöpfung der Unternehmen erhöht und zeigt ausschließlich positive Arbeitsmarkteffekte“, betonte Bettina Schiller in diesem Zusammenhang. Zeitarbeit sei denn auch die einzige Branche, in der Alter, Erfahrung und Qualifikation häufig nicht die entscheidende Rolle spielen – in erster Linie zähle der Wille zu arbeiten. Daher werden oft auch über 65-Jährige beschäftigt, die einfach noch gern arbeiten wollen, sonst aber wegen ihres Alters keinen Job mehr finden.

Missgriff der Politik

Als „absoluten Missgriff der Politik“ bezeichnete Schiller das Ansinnen, die Höchstüberlassungsdauer auf 18 Monate zu begrenzen. Diese diskutierte Grenze gehe vollständig an der Realität vorbei. Viele Mitarbeiter seien zwei Jahre und länger an die Unternehmen gebunden. Schiller: „Unsere Branche ist genau das Instrument, was in den entstandenen Arbeitsmarkt passt und das in Zukunft immer wichtiger werden wird.“ (WLI)